Das Rentenniveau wird für zukünftige Rentnergenerationen regelgebunden sinken. Deshalb erfordert eine Absicherung des Lebensstandards im Alter - wie mit den Rentenreformen Anfang der 2000er Jahre eingeleitet - neben der gesetzlichen Rente eine private und betriebliche Vorsorge. Allerdings sind Formen der betrieblichen und privaten Altersvorsorge in bestimmten Bevölkerungsgruppen, etwa bei Personen mit niedrigen Einkommen, unterdurchschnittlich verbreitet. In der vorliegenden Untersuchung wird dargelegt, wie die Absicherung im Alter aus Sicht von Individuen wahrgenommen wird. Hierfür wird anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels analysiert, wie die Sorgen um die eigene Altersversorgung in der Bevölkerung verteilt sind. Dabei zeigt sich, dass sich Frauen, Mieter, Geschiedene und Personen mit relativ niedrigem Einkommen mit höherer Wahrscheinlichkeit größere Sorgen um ihre Altersversorgung machen als die entsprechenden Vergleichsgruppen. Zudem geht eine betriebliche Altersvorsorge mit einer niedrigeren Wahrscheinlichkeit einher, sich große Sorgen um die Altersversorgung zu machen. Wenn im Koalitionsvertrag unter anderem ein Prüfauftrag zugunsten einer obligatorischen Vorsorgepflicht mit einer Ausstiegsklausel verabredet wird, dann sprechen die hier vorgestellten empirischen Befunde eher dafür, Bevölkerungsgruppen mit tendenziell hohen Altersarmutsrisiken in den Blick zu nehmen und dort Vorsorgeanstrengungen gezielt zu fördern. ; The level of statutory pensions for future generations is set to decline systematically. If future retirees are to maintain their standard of living, they will therefore need to supplement their statutory benefits with private and occupational pensions - a change already initiated with the pension reforms of the early 2000s. However, the occupational and private pension coverage of certain parts of the population, such as low earners, is well below the national average. The present study examines how individuals perceive the issue of old-age pensions, analysing data from the German ...
Durch die steigende Lebenserwartung wird sich die Rentenbezugsdauer und damit die Anzahl der jährlich zu versorgenden Ruheständler in der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) erhö-hen. Zudem beschleunigt die alternde Babyboomer-Generation schon in den nächsten Jahren den Anstieg der Rentnerzahl. Gleichzeitig werden aufgrund der niedrigenGeburtenziffern im-mer weniger Versichertein das umlagefinanzierte System einzahlen. Für die kommende Legis-laturperiode besteht deshalb die Aufgabedarin, die Finanzierung der gesetzlichen Rentenan-sprüche nachhaltig zu sichern und dabei die intergenerative Balance zu wahren.Dafürist eine langfristige Anhebung der Regelaltersgrenze unverzichtbar, weildererwartete Anstieg des Beitragssatzesnicht nur gebremst, sonderndieserab dem Jahr 2040 dauerhaft un-ter der 22-Prozent-Marke stabilisiertwerden kann. Gleichzeitig ließe sich ein Sicherungsniveau von über 46Prozentlangfristigrealisieren. Doch in den Wahlprogrammen von CDU/CSU, Bünd-nis 90/Die Grünenund SPD finden sichdazu keine Vorschläge, DIE LINKE fordert sogar eine Rück-kehr zur 'Rente mit 65'.Die Liberalen plädieren für eine Flexibilisierung des Renteneintritts, setzten dabei aber auf Anreize zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit.Dieinfolgeder Corona-Pandemie wirksame Rentengarantie verschärft das Problem der intergenerativen Lastverschie-bungzusätzlich, weil derNachholfaktorbis 2025 ausgesetzt ist. Diese Fehlentwicklung ließe sich durch ein sofortiges Reaktivieren des Faktorskorrigieren - dafür plädiert aber nur die FDP. [.]
Jugendliche verbringen viel Zeit online. Dies beeinflusst auch die Art und Weise, wie sie lernen und sich über politische und wirtschaftliche Entwicklungen informieren. Diese Studie untersucht auf Basis einer Befragung im Rahmen des JUNIORProjekts empirisch, wie Jugendliche in Deutschland das Internet zum Lernen nutzen. Dabei wurden vor allem die Kriterien für die Auswahl von Videos zu Lern- und Informationszwecken untersucht. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass persönliche Netzwerke die wichtigste Quelle für Videoempfehlungen sind. Jungen orientieren sich stärker an der Anzahl der Videoaufrufe und an Plattformvorschlägen als Mädchen. Es wird gezeigt, wie wichtig digitale Kompetenzen und besonders Medienkompetenzen sind, damit Jugendliche in der Lage sind, Videos aus vertrauensvollen Quellen und mit faktenbasierten Inhalten informiert auszuwählen. Zusätzlich wird auf Basis der PISA-Daten von 2018 analysiert, inwiefern das Online-Verhalten der Jugendlichen zu Hause im Schulunterricht thematisiert und ein souveräner Umgang mit digitalen Medien in der Schule vermittelt wird. Durch diese zweigeteilte Analyse werden die Nachfrage- und Angebotsseite des digitalen Unterrichts gegenübergestellt. Die sich daraus ergebenden Handlungsempfehlungen, wie die Vermittlung von Medienkompetenzen für Schüler und Lehrer, erhalten durch die Erfahrungen mit digitalem Lernen in der Corona-Krise eine zusätzliche Dringlichkeit. ; Young people spend a lot of time online, a fact which influences how they learn and follow political and economic developments. This empirical study based on a survey conducted as part of the JUNIOR project examines how young people in Germany use the Internet for learning, focusing particularly on their criteria for selecting videos for educational and information purposes. The results show that personal networks are the most important source of video recommendations, while boys are more strongly influenced than girls by the number of times a video has been viewed and the video platform's suggestions. This shows the importance of digital, and especially media, literacy in ensuring that teenagers have the information necessary to select videos from trusted sources and with fact-based content. Additionally, the study uses 2018 PISA data to analyse the extent to which students' online behaviour at home is discussed in school lessons and how well they are taught to deal confidently with digital media. This two-pronged analysis compares the demand and supply sides of digital teaching. The resulting policy recommendations, such as teaching media skills to both students and teachers, are given additional urgency by recent experience with digital learning during the Corona crisis.
Die Corona-Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen haben das öffentliche Leben in Deutschland zeitweise massiv beeinträchtigt. Durch das Kontaktverbot wurden die freie Berufsausübung, die Gewerbefreiheit, die Schulpflicht und die Religionsfreiheit vorübergehend eingeschränkt. Gleichzeitig reduzierte die Einschränkung der Versammlungsfreiheit die Möglichkeiten der politischen Beteiligung auf den digitalen Raum. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen warnt Nida-Rümelin (2020) davor, dass die Corona-Pandemie sich als Krisenbeschleuniger der westlichen Demokratien erweisen könnte. Inwiefern die Digitalisierung die Demokratie durch zusätzliche Formen der Beteiligung stärkt oder schwächt, wurde bereits vor Corona kontrovers diskutiert. So bewertet Manow (2020) die Digitalisierung als Chance für die Demokratie, während Pariser (2011) sowie Allcott und Gentzkow (2017) sie als Bedrohung der Demokratie beschreiben. [.] Konkret werden für diese Studie knapp 1.800 Petitionen der kommerziellen Beteiligungsplattform change.org ausgewertet, welche vom 1. November 2019 bis zum 2. Juni 2020 online gestellt wurden. Eine Unterscheidung in Petitionen, die den Corona-Lockdown befürworten und solche, die ihn ablehnen, zeigt, dass auf die Ankündigung der Schul- und Kitaschließungen in der 12. Kalenderwoche eine Welle an Forderungen nach weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie folgt. Kurz vor den Beschlüssen zur Lockerung des Lockdowns am 15. April 2020 kippte das Stimmungsbild und die Mehrheit der Antragsteller, der sogenannten Petenten, befürwortete eine Lockerung des Lockdowns. Die Forderungen nach mehr Öffnung nahmen nach den Beschlüssen vom 15. April noch einmal zu, um dann mit den weiteren Lockerungen langsam abzuebben. ; The COVID-19 measures of the federal and state governments have at times massively affected public life in Germany. The ban on contact has temporarily restricted the freedom to pursue a profession, the freedom of trade, compulsory education and religious freedom. At the same time, the restriction of freedom of assembly reduced the opportunities for political participation to the digital realm. Against the background of these developments, Nida-Rümelin (2020) warns that the COVID-19 pandemic could prove to be an accelerator of the crisis in Western democracies. The extent to which digitisation strengthens or weakens democracy through additional forms of participation was already heavily debated before COVID-19. While Manow (2020), for example, sees digitisation as an opportunity for democracy, Pariser (2011) as well as Allcott and Gentzkow (2017) describe it as a threat to democracy. [.] For this study, almost 1,800 petitions of the commercial participation platform change.org are analysed. These petitions were put online from November 1, 2019 to June 2, 2020. We distinguish between decisions supporting and opposing the COVID-19 lockdown. This distinction shows that the announcement of school and daycare closures in the 12th calendar week is followed by a wave of calls for further measures to contain the pandemic. Shortly before the lockdown is loosened on 15 April 2020, the mood is tilting and a majority of petitioners are in favour of relaxing the lockdown. The call for more openness is increasing once again after the decisions of 15 April, only to slowly fade away with the further loosening of the lockdown.
The organization of the Prussian school system still affects the German education system of today. Against the background of end-of-nineteenth-Prussia this thesis analyzes how education funding emerges in a federal system and how it affects prosperity and nation building in a setting of religious and ethno-linguistic heterogeneity. The econometric analyses are based on census data, originally collected by the Royal Statistical Office of Prussia and partly digitized for this thesis. The thesis consists of four distinct empirical analyses on educational economics from a historical perspective, two chapters investigating the consequences of educational inputs and two chapters examining the determinants of educational provision and performance in nineteenth-century Prussia.
Die Entwicklung von Kindern wird sehr stark davon beeinflusst, in welchen Lebenslagen sie aufwachsen. Es ist jedoch nicht klar, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag ein breites Spektrum an Indikatoren zur Familienkonstellation und zur Zeit der Eltern mit ihren Kindern, zum sozioökonomischen Hintergrund sowie zur Freizeitgestaltung der Kinder in den Blick genommen. In multivariaten Analysen wird ihr Zusammenhang mit den Ergebnissen von Kompetenztests in Mathematik und Deutsch sowie den Lehrereinschätzungen zu sozialen Fertigkeiten und Konzentrationsfähigkeit ermittelt. Die Datenbasis bilden Angaben von und zu Viertklässlern im Rahmen des Nationalen Bildungspanels. Die Ergebnisse zeigen, dass sportliche und musische Aktivitäten mit dem Leistungsstand der Kinder in Deutsch und Mathematik positiv einhergehen. Genauso steht ein maßvolles Mediennutzungsverhalten mit bis zu zwei Stunden Medienkonsum am Tag in einem positiven Zusammenhang mit den sozialen Fertigkeiten und der Konzentrationsfähigkeit. Insgesamt treten andere Bereiche wie die Familienform, die Erwerbskonstellation der Eltern oder ein Migrationshintergrund gegenüber der Freizeitgestaltung in den Hintergrund, wenn man verschiedene Aspekte der Lebenslagen der Kinder gleichzeitig in den Blick nimmt. In Anbetracht der Tatsache, dass die institutionelle Betreuung immer weiter ausgebaut wird, lässt sich für die Politik die Empfehlung ableiten, Ganztagsschulen so zu institutionalisieren und auszustatten, dass sie den Kindern eine möglichst entwick-lungsfördernde Freizeitgestaltung bieten. ; How children develop is strongly influenced by the circumstances in which they grow up. However, it is not clear which factors play a role in this process. To tackle this question, the present paper looks at a broad range of indicators on family structure and the time parents spend with their children, on children's socio-economic background and on their leisure activities. Multivariate analyses are used to determine how these factors correlate with the results of competence tests in mathematics and German and teachers' assessments of children's social skills and concentration. The data stem from responses by and on fourth-graders to the National Education Panel Study (NEPS). The results show that sporting and musical activities correlate positively with the children's level of performance in German and mathematics. Similarly, moderate media use with up to two hours of media consumption per day is positively related to social skills and the ability to concentrate. Taking all these different aspects of children's living conditions together, it is clear that compared with leisure activities the influence of other factors, such as family structure, parental employment and migrant background, is secondary. The message for policymakers is that they should work on providing all children with leisure activities which promote their competence development. This means, on the one hand, further expanding the services offered by childcare facilities and all-day schools and, on the other, establishing counselling services aimed specifically at parents.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich in den sozialen Medien verschiedenste Verschwörungserzählungen ausgebreitet. Weiterhin werden traditionelle Medien im Allgemeinen stärker genutzt und als deutlich glaubwürdiger eingeschätzt als soziale Medien. Dies zeigt eine Auswertung der im Sommer 2020 erstmals durchgeführten deutschlandweiten Befragung der Ruhr-Universität Bochum und des Instituts der deutschen Wirtschaft. Allerdings informieren sich junge Menschen unter 30 Jahren immer häufiger in den sozialen Medien über das politische Geschehen. Dies ist besonders vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass unter den Nutzern sozialer Medien eine Verschiebung der Deutungshoheit zugunsten sozialer Medien stattfindet und somit kommunikative Parallelgesellschaften entstehen könnten. Denn die Auswertung der Befragungsdaten zeigt, dass die Befragten diejenigen Medienformate als glaubwürdiger einschätzen, welche sie selbst nutzen. Ebenso legt die Analyse offen, dass Nutzer bestimmter Medien wie beispielsweise YouTube und Telegram eher Verschwörungsglauben zuneigen. Auch wenn die Analyse keine kausalen Zusammenhänge zwischen den Größen offenlegen kann, zeigt sie dennoch, dass die Nutzung bestimmter Medienformate mit einer Tendenz zum Verschwörungsglauben einhergeht. Ein Blick in die USA zeigt, wie die Nutzung von sozialen Medien im Besonderen durch (Noch-)US-Präsident Donald Trump die politische Debatte während seiner Amtszeit und den Wahlkampf emotional bestimmt und auch die Verbreitung von Falschmeldungen, so genannten fake news, begünstigt hat. Auch wenn in Deutschland die Glaubwürdigkeit der traditionellen Medien weit höher ist, deuten Analysen auch für Deutschland auf eine zunehmende Bedeutung von Fake News und der wachsenden Verbreitung von Verschwörungsglauben hin. Vor diesem Hintergrund ist es umso dringlicher die Medienkompetenz, im Besonderen auch der älteren Bevölkerung, welche anders als die "digital natives" nicht in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist, zu stärken. Zudem ist es gleichermaßen Aufgabe schulischer und politischer Bildung(sträger) aber auch des Journalismus, Diskurse zu ermöglichen und gleichzeitig dabei Fake News einzuordnen und ihre Verbreitung einzudämmen. ; How Germans inform themselves about political events: Personal conversation and use of traditional media come first Despite the outbreak of COVID-19 and the associated spread of various conspiracy theories in the social media, traditional media continue to be more extensively used and are considered significantly more credible than social media in Germany. This is shown by a survey of the Ger-man resident population which was conducted by the Ruhr University Bochum (RUB) and the German Economic Institute in summer 2020. However, young people under the age of 30 years tend to use social media more frequently when informing themselves about political events. This is particularly remarkable as users of social media ascribe higher credibility to social media formats as opposed to non-users which might pave the way for communicative parallel societies. This can be explained by the fact that respondents generally consider those media formats as more credible that they use themselves. The analysis also reveals that users of certain social media such as YouTube and Telegram tend to believe in conspiracy theories. Even though the analysis cannot reveal any causal relationship between the variables, it nevertheless shows that the use of certain media formats can promote a tendency towards conspiracy beliefs. A look at the United States shows how the use of social media by (still) U.S. President Donald Trump has shaped the political debate during his term in office and the election campaign and also favored the spread fake news. Even though the credibility of traditional media in Germany is far higher when compared to the U.S., analyses indicate that fake news and the increasing spread of conspiracy beliefs are also spreading faster and more easily in Germany. Against this background, it is all the more urgent to strengthen media competence, especially among the older population, who, unlike "digital natives", have not grown up in a digitized world. In addition, it is equally the task of school and political education, but also of journalism, to facilitate discourse and at the same time classify fake news and contain its distribution.
Das Leben im Ruhrgebiet ist seit vielen Jahrzehnten von wirtschaftlichen Umwälzungsprozessen geprägt. Auch heute noch sehen sich die BewohnerInnen der Region einem vergleichsweise schwierigen wirtschaftlichen Umfeld gegenüber. Entsprechend überrascht es wenig, dass sich die Menschen im Ruhrgebiet mit Blick auf unterschiedliche gesellschaftliche Problemlagen besorgter zeigen und diese empirisch noch negativer einschätzen, als es im deutschlandweiten Vergleich der Fall ist. Auch eine niedrigere Wahlbeteiligung sowie eine höhere Zustimmung zu einer rechtspopulistischen Partei spiegeln die angespannten Lebenswelten wider. Diesen Befunden muss entgegengehalten werden, dass wirtschaftliche Sorgen im Ruhrgebiet trotz des anhaltenden Strukturwandels moderat ausfallen. Auch haben sich die BewohnerInnen der Region gegeben der Umstände nicht übermäßig von den etablierten Parteien abgewendet. Auffällig unauffällig zeigt sich in der Gesamtschau insbesondere die übergeordnete Zufriedenheit mit der Demokratie. Entgegen dem schwachen gesellschaftlichen Vertrauen in die MitbürgerInnen, gibt die vorherrschende Demokratiezufriedenheit durchaus Hoffnung auf ein bisweilen verlorengeglaubtes "Wir-Gefühl". Ökonomisch mag dies in dem nachhaltigen Aufbau von Bildungs-, Digital- und Verkehrsinfrastruktur während der vergangenen Dekaden begründet liegen, die RuhrgebietsbewohnerInnen heute eine überdurchschnittlich attraktive Daseinsvorsorge bieten. Gesellschaftlich spiegelt sich die solide Verankerung der Demokratie in der wichtigen Rolle der Lokalmedien wider, deren Konsumenten das politische System weniger kritisch evaluieren. Dem Wunsch nach mehr politischer Mitbestimmung wurde im Jahr 2020 erstmals mit der Wahl eines gemeinsamen "Ruhrparlaments" stattgegeben, das in den kommenden Jahren noch beweisen muss, inwieweit es etwa mit kommunenübergreifenden raumplanerischen Projekten in der Region überzeugen kann. ; Life in the Ruhr valley has been shaped by structural change for many decades. Even today, the region's inhabitants face a comparatively difficult economic environment. Hence, it is compre-hensible that people along the Ruhr are more concerned about various societal problems and empirically assess them even more negatively than other German respondents. Lower voter turnout and higher support for right-wing populism also reflect the tense economic environment. In contrast to these findings, economic concerns in the Ruhr valley are moderate despite the ongoing structural change. Given the circumstances, the region's residents have not turned away excessively from the established parties. In fact, a conspicuously inconspicuous feature of the overall picture is the unexceptional satisfaction with democracy. Contrary to the society's weak trust in its fellow citizens, the prevailing satisfaction with democracy can likely be understood as the result of a deeper regional identity. Economically, this may be caused by the sustainable development of educational, digital and transport infrastructure over the past decades, which today offers Ruhr residents an above-average level of public services. Socially, the solid anchoring of democracy is reflected in the important role of local media, whose consumers evaluate the political system less concerned. Politically, the desire for more political co-determination was met for the first time in 2020 with the election of a joint "Ruhr Parliament" which still must prove in the coming years to what extent it succeeds in bringing forward cross-municipal spatial planning projects.
Eine Wissensabfrage zu verschiedenen sozioökonomischen Themen deutet auf erhebliche Fehleinschätzungen in Deutschland hin. Im Median vermuten die Befragten beispielsweise, dass 30 von 100 Menschen in Deutschland von Armut bedroht sind und sogar 50 von 100 Rentnern. Die tatsächlichen Werte zu den entsprechenden Armutsrisiken liegen hingegen bei 16 und 17 Prozent. Auch im Themengebiet Arbeitslosigkeit gibt es substanzielle Fehleinschätzungen. Besonders das Ausmaß der Arbeitslosigkeit unter ausländischen Mitbürgern wird stark überschätzt. Trotz teilweise großer Unterschiede zwischen einzelnen Themengebieten zeigen sich insgesamt eher zu pessimistische Einschätzungen der Befragten. Hierzu passt, dass stärkere Fehleinschätzungen mit größerer Unzufriedenheit mit der Demokratie, der sozialen Gerechtigkeit und dem sozialen Sicherungssystem einhergehen, selbst wenn für Bildungs- und Einkommensunterschiede sowie finanzielle Sorgen kontrolliert wird. Dies gilt für alle abgefragten Themenbereiche außer der Einschätzung im Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin zeigt sich, dass Fehleinschätzungen mit politischem Informationsverhalten zusammenhängen. Befragte, die sich vorrangig in sozialen Medien über Politik informieren, tendieren häufiger zu Überschätzungen von Armut und Arbeitslosigkeit und zu sehr pessimistischen Einschätzungen bezüglich der Kriminalitätsentwicklung. Auch wenn die Korrelationen keine Ableitungen bezüglich Ursache-Wirkung-Beziehungen erlauben, deuten sie auf ein enges Zusammenspiel von Fehleinschätzungen, Sorgen, politischer Informationsbeschaffung durch soziale Medien, gesellschaftsbezogener Unzufriedenheit und populistischem Wahlverhalten hin. ; A survey of popular knowledge on various socio-economic topics highlights considerable misconceptions in Germany. For example, the median respondent assumes that 30 out of every 100 people in Germany, and as many as 50 out of 100 pensioners, are at risk of poverty, whereas the actual figures are 16 and 17 per cent respectively. There are also substantial misperceptions regarding unemployment, with joblessness among immigrants being particularly widely overestimated. Despite sometimes large variation between the different topics, the respondents' assessments tend to be too pessimistic overall. This is consistent with the fact that less accurate estimates coincide with greater dissatisfaction with democracy, social justice and the social security system, even when controlling for financial concerns and for differences in education and income. The survey shows this linkage applying to all surveyed fields of knowledge except renewable energy. The responses also reveal that misconceptions are related to political information behaviour. Respondents who obtain their information about politics primarily from social media tend to overestimate poverty and unemployment and to be very pessimistic about trends in crime. While these correlations may not allow any conclusions to be drawn as to cause and effect, they point at considerable mutual influence between misperceptions, anxiety, the social media as a source of political information, dissatisfaction with society and populist voting behaviour.